Liebe Frau Kober
Hier noch der zweite Teil unseres Reise-Feedbacks
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Auch der zweite Abend in den Midlands war ein kulinarischer Höhepunkt. Diesmal kochte der Chef selber. Da wir am Abend vorher bereits den wunderbaren Schweinebauch mit der sehr speziellen Eichen-Aschen-Sauce probieren konnten, hat man extra für uns eine andere Sauce erfunden, diesmal mit Randen als Basis.
Und zum krönenden Abschluss gab‘s ein Dessert aus der molekularen Küche. Eine Meringue-Kugel, die bei -200 °C tiefgefroren angerichtet wurde und durch anstechen in viele kleine Stücke zerbarst. Ein Schauspiel für die Augen, denn es entstand dabei eine Eis-Dampfwolke, die sich über den Tisch hinweg ausbreitete!
Am nächsten Morgen ging es dann weiter Richtung Drakensberge. Dunkan, der uns verabschiedete riet uns noch, nicht auf der N3 bis nach Harrismith hineinzufahren, sondern bereits vorher abzuzweigen und via R74 über den Oliviershoek-Pass zu fahren und dabei auch „little Switzerland“ einen Besuch abzustatten. Als Schweizer konnten wir diesem Tipp natürlich nicht widerstehen und genossen auf der Terrasse ein feines Dessert mit Blick auf die grossen Ebenen und ein einsames Zebra, das gleich nebenan am Grasen war.
Trotz Regenschauern war das Abzweigen auf die beiden Loops im Golden Gate Park lohnenswert, denn wir konnten viele Tiere und einige Vögel beobachten und gleichzeitig die Aussicht auf die ausgewaschenen Gesteinsformationen und die erstaunlich vielen Farben bewundern.
Die Zollformalitäten gingen zügig und ohne Probleme von Statten, so dass wir begleitet vom freundlichen Lächeln der Zollbeamten ins Königreich Lesotho einreisen durften. Eine ganz andere Welt empfing uns hier. Die Strassen gehören primär den Menschen die zu Fuss unterwegs sind und den vielen Tieren: Kühe, Esel, Hühner, einige Hunde, Schafe und Ziegen. Die Behausungen der Menschen wurden schnell sehr einfach, sobald wir die grössere Stadt Butha-Buthe verlassen hatten. Die Männer auf dem Land tragen auch heute noch ihre Umhänge aus bedruckten Wolldecken und entweder einen dieser typischen Strohhüte oder eine Wollmütze. Auch Gummistiefel und ein kräftiger Holzstock gehören dazu. Auffallend auch die zahlreichen Esel als Lasttiere, mit denen die Menschen unterwegs waren.
Der Empfang in der Lodge war herzlich und unser Honey-Moon Chalet ein Traum. Da hat einmal mehr ein Heinzelmännchen etwas ganz Besonderes für uns organisiert!
Am Morgen wollten wir dann das fremde Land etwas genauer kennenlernen und durften unter kundiger Führung ein Dorf in der Nähe besuchen. Traditionelle und neuere Behausungen, die Praxis einer Naturheilerin, eine Dorfschule mit 250 Kindern die von nur 5 Lehrerinnen betreut werden und schliesslich eine Brauerei, wo aus Mais ein würziges Bier gebraut wird. Ja, da kommt man sich als Europäer schon etwas wie ein Ausserirdischer vor, wenn man die Lebensweisen vergleicht und sich ausmalt, was aus all den Kindern werden soll, wenn im Land eine Arbeitslosigkeit von gut 60% herrscht und die Ausbildung wohl kaum einen minimalen Stand erreichen kann, damit man sich im nahen Südafrika vielleicht einen Job ergattern könnte. Und dann klingen einem auch zu Hause noch die etwas leise geäusserten Bemerkungen zur Korruption im Land nach, wonach die Einnahmen die der Staat aus den Diamantminen und dem nach Südafrika exportierten Wasser macht, diese abgelegenen Landstriche wohl nie erreichen werden.
Trotzdem bleibt das ungestellte heitere Lachen der Menschen hier und die herzliche Gastfreundschaft in der Lodge in positiver Erinnerung.
Die Rückfahrt nach Johannesburg führte durch schier unendliche Weideflächen, vorbei an unzähligen Farmen, kleinen und grösseren Ortschaften, sowie riesigen Getreidesilos und wurde immer wieder abgebremst durch Kühe und Schafe die die Landstrassen ebenfalls für sich beanspruchten.
Schwierig zu sagen was uns auf dieser Reise am besten gefallen hat. Jede Region, jede Lodge hatte ihre ganz speziellen Eigenheiten. Überall könnte man gerne noch einige Tage verweilen und sich tiefer mit Land und Leuten beschäftigen und auf Entdeckungsreise gehen. Immer wieder hat uns aber die Gastfreundschaft der Menschen beeindruckt, die hier unter zum Teil sehr prekären Bedingungen leben und uns doch das Gefühl gegeben haben, willkommen zu sein und uns auf ihre Art verwöhnt haben, auch wenn es vielleicht nur mit einem Lächeln war.
Herzlichen Dank für die perfekte Organisation dieser unvergesslichen Reise
Marianne Fischer & Richard Huber